Biografiearbeit - ein tipiti Grundsatz
«Der rote Faden im Leben eines Kindes»
Das Leben von Pflegekindern ist geprägt von Beziehungsabbrüchen und Trennungen, die es ihm erschweren, sich zu entwickeln. Biografiearbeit* nach Irmela Wiemann hilft einem Kind, Ereignisse zu verarbeiten und sich zu finden. Tipiti hat Biografiearbeit zu seinen Arbeitsgrundsätzen erklärt. Weshalb erzählen die beiden tipiti-Fachberaterinnen Marianne Brühwiler und Monika Stillhart (siehe auch Newsletter 2015).
Durch die Fremdplatzierung werden Beziehungen von Kindern zu ihren leiblichen Eltern, Geschwistern, Grosseltern und anderen Bezugspersonen oft mehrmals abgebrochen. Dies wirft im Kind viele Fragen zu seiner Herkunft, zu schmerzhaften Ereignissen in seinem Leben und zu seinen Wurzeln auf. Warum lebe ich in einer Pflegefamilie? Wer ist meine Mutter, wer mein Vater? Wer sind meine Geschwister, meine Grosseltern?
Biografiearbeit bringt die verschiedenen Wechsel und Brüche in einen logischen und chronologischen Zusammenhang. Dies gibt einem Pflegekind Orientierung und Boden unter die Füsse. In Geschichten oder Briefen werden seine Fragen, wertschätzend und «wahr» beantwortet. Das Kind nimmt die damit verbundenen Gefühle wahr. Worte verblassen, Erlebnisse werden umgedeutet, der Verarbeitungsprozess wird in Gang gesetzt.
Lebensbuch, Lebensbriefe und heilende Geschichten
In Lebensbriefen oder heilenden Geschichten erzählen wir dem Kind, von seinem Leben. Die Fachberaterin verpackt die Ereignisse, die zur Platzierung des Kindes führte, entweder in eine «Coverstory» – darin spielen die Menschen rund um das Pflegekind die Hauptrolle – oder in eine Tiergeschichte mit einem «passenden» Tier. Zum Beispiel gestalten wir bei einem scheuen Jungen, der gerne ein Tigerkind wäre, die Geschichte von einem Urwald mit einer Tigerfamilie. Bei kleineren Kindern wählen wir gerne Schäfchen (siehe unten).
Im «Lebensbuch» dokumentieren wir mit dem Kind die wichtigen Ereignisse anschaulich. Mit Hilfe von Symbolen wie die Lebenskette, Lebenslinien oder Lebenswege zeigen wir dem Kind den roten Faden in seinem Leben auf und unterstützen es dadurch in seiner Identitätsfindung. Jedes unserer Pflegekinder begleiten wir deshalb mit Biografiearbeit und einem «Lebensbuch».
Biografiearbeit (bio= griech. Leben / grafie= schreiben, zeichnen)
Die heilende Geschichte vom Schäflein Lili
Lesen Sie hier ein Beispiel einer heilenden Geschichte, jene vom Schäflein Lili >>
Herbstferien Biografielager
Seit 2009 lädt tipiti die Pflegekinder der Mittelstufe in den Herbstferien ins «Biografielager» auf Tonis Fribyhof ein. Die Idee ist, unseren Pflegekindern Lagerferien und Kontakt zu anderen tipiti-Pflegekindern zu ermöglichen. Dabei merken sie, dass sie nicht allein sind. Der Umgang mit den Pferden in der freien Natur, die Biografiearbeit und die gemeinsamen Lagererlebnisse fördern das Selbstwertgefühl.