Wie ein grosser Bruder
Bis zur Volljährigkeit in einer Familie Ursprünglich stammt der 17-Jährige aus Afghanistan. Von dort floh er mit seiner Familie. Seine Mutter und sein kleiner Bruder leben immer noch im Iran, seine ältere Schwester wohnt mit ihrem Mann in Chur. Enayat Askary kam erst nach ihr allein in die Schweiz und gilt deshalb als unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender (UMA). In anderen Kantonen leben UMAs in Asylunterkünften zusammen mit Erwachsenen und Familien, was für sie schwierig sein kann. Im Kanton Appenzell Ausserrhoden bietet der Verein tipiti für UMAs jedoch die Möglichkeit, mindestens bis zur Volljährigkeit in einer Integrationsfamilie zu leben. Dadurch fassen sie hier schneller Fuss, erleben die Schweizer Kultur hautnah mit und lernen leichter Deutsch.
In der Familie integriert
Enayat Askary ist mittlerweile zu einem Familienmitglied bei Tobias Altherr, Marianne Hutter und ihren drei Buben in Speicher geworden. «Die Kinder sind wie meine kleinen Brüder und zu Tobias und Marianne kann ich immer kommen, wenn ich ein Problem habe», schildert der Jugendliche. Und auch für die drei Buben Ursin (7), Paul (6) und Henrik (4) ist er zum grossen Bruder geworden.
Als Familie haben sie zu sechst schon viele schöne Momente erlebt. «Letzten Winter waren wir zusammen in den Skiferien und ich habe Enayat das Skifahren beigebracht», erzählt Tobias Altherr und Enayat lächelt bei der Erinnerung daran. Für Marianne Hutter sind es neben diesen besonderen Erlebnissen auch die kleinen, alltäglichen: «Es ist schön, dass wir fast täglich zusammen essen und dass Enayat und unsere Kinder so gut miteinander auskommen», sagt sie.
An den Käse gewöhnen
Auch Enayat Askary freut sich über die gemeinsamen Mahlzeiten. Anfangs musste er sich daran gewöhnen, dass Schweizer so viel Käse essen. Jetzt isst er ihn aber selbst gern und mag sogar Raclette. Er ist froh, dass er bei der Familie leben kann. «Ich habe schon viel besser Deutsch sprechen gelernt und dadurch Freunde in der Schule gefunden», sagt er. Er besucht in Speicher die 2. Sekundarklasse.
Was für Marianne Hutter und Tobias Altherr herausfordernd ist, ist nicht die fremde Kultur, denn der Afghane ist sehr offen gegenüber den Schweizer Gepflogenheiten. «Es ist eher das Teenager-Alter, das für uns eine neue Erfahrung ist. Wir sind uns kleine Kinder gewöhnt», sagt Marianne Hutter. Sie und ihr Mann können sich gut vorstellen, dass Enayat Askary auch nach der Volljährigkeit noch bei ihnen lebt, so lange, wie es für alle passend ist.