Werkzentrum

Arbeitstraining und schulische Förderung

Im Werkzentrum trainieren pensionierte Berufsleute mit 30 Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren die Grundfertigkeiten und -kenntnisse, um sie in diversen Berufsrichtungen vorerst auf Schnupperlehren, Berufspraktika und später eine reguläre Anlehre oder gar eine Lehre vorzubereiten. Das Werkzentrum richteten die Jungen unter Anleitung der erfahrenen Schreiner und Maler gleich selber mit ein. Die Gastrogruppe sorgt täglich für das leibliche Wohl aller dreissig Beteiligten. Ab Sommer 2018 möchten wir Arbeitstrainings für vierzig Jugendliche anbieten.

Von Thomas Graf

Urs Giezendanner war ein Leben lang Maler, wie schon sein Vater und Grossvater. Der Malermeister bildete über sechzig Lehrlinge aus, auch einige mit schwierigen Voraussetzungen. Heute trainiert er mit vier jungen Flüchtlingen im Werkzentrum, wie sie sich für den Berufsalltag auf dem Bau als Maler strukturieren, also pünktlich im Arbeitsgewand bereitstehen, mit Kollegen und Lehrmeister umgehen und sich Tag für Tag für Schule und Arbeit motivieren. Zum Training gehören Werkzeugkunde und -pflege sowie Materialkunde. Für viele der Jungen ist es eine grosse Herausforderung, die berufsspezifischen Begriffe und Bezeichnungen auf Deutsch zu erlernen: Was heisst «Pinsel» oder «wasserlöslich»? Wie schreibe ich einen Arbeitsrapport in der Fremdsprache Deutsch?

Morgens in die Schule, am Nachmittag ins Werkzentrum

Mit dem Werkzentrum will tipiti für die jungen Leute die Voraussetzungen für ihren Eintritt ins Berufsleben schaffen, für eine Schnupperlehre, ein Berufspraktikum und danach je nach Möglichkeit eine reguläre EBA Anlehre oder sogar eine EFZ Berufslehre. Mit dem Arbeitstraining will das Werkzentrum den Jugendlichen Vorkenntnisse vermitteln, so dass sie beim Schnuppern oder Praktikum im betrieblichen Alltag bestehen können. Später, sobald die schulischen, vor allem die sprachlichen und mathematischen Kenntnisse ausreichen, können die Jugendlichen reguläre Ausbildungen anstreben. Auch hier ist das Ziel, sie so vorzubereiten, dass sie später im Betrieb und in der Berufsschule eine reelle Chance haben zu bestehen. So besuchen die 22 Jungen jeden Morgen die Integrationsklasse und an vier Nachmittagen im Werkzentrum die Arbeitstrainings in den Richtungen Gastronomie, Malerei, Schreinerei, Automechanik und Administration; bald sollen Textil- und Coiffeurwerkplätze dazu kommen.

Der Malermeister hat seine Burschen gern

Malerpraktiker Urs Giezendanner übt mit seinen Jungs den berufspraktischen Fachjargon («die Sprache, die man auf dem Bau braucht») und die Benennungen von Bauteilen und Materialien. Jeder Junge hat seinen Ordner und führt sein Wörterbuch, jeden Tag schreibt jeder einen Rapport: Was habe ich gelernt? Welche Inhalte waren heute Thema? «Sie machen gute Fortschritte, sind im Praktischen so begabt wie andere Lehrlinge auch», lobt der Malermeister seine Jungs. Projektleiter Tom Elber ergänzt: «Das grösste Handicap ist für die meisten unserer Jugendlichen das Schulische, viele bringen kaum schulische Voraussetzungen mit, die müssen sie aufholen, um später eine reguläre Anlehre oder Lehre mit Berufsschule und überbetrieblichen Kursen bestehen zu können.»

Urs Giezendanner sieht durchaus Chancen für einige der Jugendlichen, sie seien sehr motiviert, er müsse sie manchmal sogar bremsen, wenn sie sich sofort bewerben wollten, doch: «Sie müssen zuerst die Grundbegriffe lernen und sich sprachlich ins Zeug legen, damit der Alltag auf dem Bau sie nicht frustriert. Das System hier im Werkzentrum macht schon Sinn.»