Online-Ausstellung

Bosnische Flüchtlinge in Serbien

2004, acht Jahre nach Kriegsende in Ex-Jugoslawien, wohnten über tausend aus Bosnien geflüchtete Menschen in Serbien in Flüchtlingsheimen. Die meisten waren Witwen mit Kindern, Alleinstehende mit psychischen Beeinträchtigungen oder alte Menschen. Sie hatten im Krieg alles verloren: ihren Ehemann, Vater, Geschwister, ihren vertrauten Lebensraum und materiellen Besitz. Sie konnten nicht nach Bosnien-Herzegowina zurückkehren und nicht aus eigener Kraft ein selbständiges Leben in Serbien aufbauen.

So plante das UNHCR, die Flüchtlingsorganisation der UNO, die Kinder in Heime zu platzieren, alte Menschen in Altersheime und psychisch beeinträchtigte Alleinstehende in Kliniken zu verlegen. Rolf Widmer empfahl, die Betroffenen einzubeziehen und entwickelte mit ihnen einen Gegenvorschlag, der von DEZA und UNHCR positiv aufgenommen und mitfinanziert wurde.

Die Zusammenarbeit mit den Betroffenen vor Ort ergab, dass die Mütter unbedingt mit ihren Kindern zusammenleben wollten und die meisten der befragten Personen freundschaftliche Beziehungen zu anderen Flüchtlingen im Heim pflegten. Eine Art Wahlverwandtschaft war gewachsen. Es entstand der Wunsch nach einem Lebensraum ausserhalb des Flüchtlingsheims, der diese gewachsenen Beziehungen berücksichtigte. 

Siebzehn serbische Gemeinden stellten Land zum Bau von Sechsfamilienhäusern zur Verfügung. Die tausend Flüchtlinge, darunter über 300 Kinder, konnten innerhalb eines Jahres in eine Wohnung umziehen, in ihr selbst gewähltes Beziehungsnetz. Eine Wohnung war für eine einheimische Familie reserviert, die den neu Zugezogenen bei der Integration half. Kein Kind musste fremdplatziert, niemand musste in eine psychiatrische Klinik oder in ein Altersheim eingewiesen werden.

Dieses Social Housing-Programm wurde in Serbien für viele weitere Flüchtlingsfamilien und auch in anderen Ländern umgesetzt.

Mehr Infos unter www.housingcenter.org.rs

zurück

Fotografien © Archive Housing Center