tipiti betreut minderjährige Flüchtlinge

Medienmitteilungen und Presseartikel (Links)

Medienmitteilung des Kantons Appenzell Ausserrhoden
Pestalozzi online

Appenzeller Zeitung «Kinderdorf nimmt junge Flüchtlinge auf»
Tagblatt Ostschweiz «Kinderdorf nimmt jugendliche Flüchtlinge auf»
SRF Regionalnews «Unbegleitete jugendliche Flüchtlinge finden in Trogen einen Platz»
Bluewin News «Minderjährige Flüchtlinge kommen ins Kinderdorf Pestalozzi»
Saiten «Junge Flüchtlinge kommen ins Pesti»

 

Bericht von Thomas Elber, Projektleiter MNA bei tipiti

Unter den Flüchtlingen, die 2015 in die Schweiz gekommen sind und weiter ankommen, befinden sich viele Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern unterwegs sind. Für den Kanton Appenzell Ausserrhoden baut tipiti zurzeit betreute Wohnplätze für 30 unbegleitete, minderjährige Asylsuchende (MNA) auf.

Die hohe Medienpräsenz der Flüchtlingskrise rückt das Problem der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden, genannt UMA oder MNA (mineurs non accompagnés), wieder in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Behörden. Bereits vor 20 Jahren bei der Ankunft der Flüchtlinge aus Bosnien war dieser Aspekt der Asylproblematik bekannt. Damals entstanden verschiedene Hilfsprojekte, unter anderem der Fachdienst MNA der Asylorganisation (AO) und die Zentralstelle UMA im Kanton Zürich. Beides initiiert von Rolf Widmer, seinerzeit Leiter der AO und heute operativer Leiter von tipiti. Auch als Direktor des SSI (Schweiz. Stiftung des internationalen Sozialdienstes) in Genf hat Rolf dieses Thema nie aus den Augen gelassen. In den Folgejahren, als die Anzahl allein reisender Kinder und Jugendlicher abnahm, bauten die Behörden die Strukturen und Begleitmassnahmen für ihre Aufnahme wieder ab.
Die grosse Anzahl allein reisender Kinder und Jugendlichen in den aktuell anhaltenden Flüchtlingsströmen aus dem Nahen Osten, Afghanistan und afrikanischen Ländern zwingen jetzt die Behörden wieder zum Handeln. Sie sind gemäss der Kinderrechtskonvention gesetzlich und humanitär dazu verpflichtet. Minderjährige Asylsuchende (MNA) sind besonders schutzlos. Stellen Sie sich vor, Sie hätten als Eltern ihren 15-jährigen Sohn oder ihre 16-jährige Tochter aus Todesangst oder Existenz bedrohenden Gründen wegschicken müssen. Oder Sie wären auf der Flucht vor dem Krieg von Ihren Kindern getrennt worden, hätten sie verloren, irgendwo auf einem Boot, einem Land, in einer anderen Kultur mit einer fremden Sprache. Die Bedürfnisse, die aus dieser Lage entstehen, sind klar: Neben einer sicheren, guten Unterkunft und Verpflegung brauchen diese Kinder Vertrauenspersonen, die sie schützen, bleibende Freundschaften, die sie tragen und eine Perspektive für die Zukunft.

 

Hilfreiches Netzwerk von tipiti

Die Behörden des Kantons AR, mit denen tipiti seit Jahren im Bereich Betreuung und Förderangebote zusammenarbeitet, haben tipiti angefragt, professionelle Betreuungsstrukturen für minderjährige Asylsuchende aufzubauen. Um für diese aktuell dringende Aufgabe, der Betreuung von Flüchtlingskindern, genügend Ressourcen zu haben, schob tipiti kurzerhand sein diesjähriges 40-Jahr-Jubliäum zur Seite. Als Projektleiter MNA konnte tipiti den Psychologen Thomas Elber gewinnen, der vor Jahren im Vorstand von tipiti war und seit vielen Jahren im Migrations- und Asylbereich arbeitet. Das Projekt MNA kann auf die jahrelangen Erfahrungen und das Netzwerk von Tipiti zurückgreifen. Das Betreuungskonzept verfolgt die gleichen Grundhaltungen und Werte wie sie tipiti in allen Projekten umsetzt: Aufbau von verlässlichen, tragfähigen Beziehungen, Schutz und Sicherheit in jeder Lebenslage, der Aufbau eines tragfähigen sozialen Netzwerks und Unterstützung beim Aufbau eines erfüllten, selbstbestimmten Lebens.

Hauseltern geben Sicherheit und Strukturen

Thomas Elber baut zurzeit ein Team auf, das sich um diese Bedürfnisse von MNAs kümmern wird und führt erste Gespräche mit Jugendlichen, die sich für eine Jugendwohngruppe eignen und interessieren (siehe Bild). Im Mai 2016 werden je 15 jugendliche Flüchtlinge in zwei Häuser des Kinderdorfes Pestalozzi in Trogen einziehen.
Ein ‚Hausvater‘ und eine‘ Hausmutter werden geregelte, entwicklungsfördernde Tagesstrukturen aufbauen. Es wird gemeinsam gekocht und die Haushaltsarbeiten organisiert und Sport getrieben. Die 'Hauseltern' machen sie mit den Regeln des Zusammenlebens und der Kultur in der Schweiz vertraut, teilen Sorgen und Freuden und helfen ihnen auch, Hobbys zu entwickeln.
Zum Team gehört ein Sozialpädagoge, der zusammen mit dem Jugendlichen seine Schulbildung und anderen Kenntnisse eruiert und einen individuellen schulischen Förderplan erarbeitet. Er hilft ihm dabei, ein neues, soziales Netzwerk aufzubauen, beispielsweise indem er ihn in einen Verein integriert und Bezugspersonen aus der Bevölkerung vermittelt. Vorgesehen sind auch eine Lehrperson und nach Möglichkeit zwei Migranten/-innen als zusätzliche Hilfskräfte in der Betreuung, Übersetzung und interkulturellen Vermittlung. Das Team ist prozessartig im Aufbau.

Für unbegleitete Flüchtlingskinder unter 14 Jahren ist geplant, sie nach kurzer Aufenthaltszeit im betreuten Haus im Kinderdorf in eine Pflegefamilie zu platzieren. Jugendliche werden in eine begleitete Jugendwohngruppe umziehen. Höchsten Wert legt tipiti bei allen Überlegungen auf langfristige Beziehungen und auf eine Kontinuität der Bezugspersonen.