Niemals den direkten Draht abreissen lassen

Von Stefan Gander, Bereichsleiter Förderangebote

Ein Rückblick auf das Jahr 2020 ist schwer vorstellbar ohne den Zusammenhang mit der (immer noch aktuellen) Pandemie. Auch unsere vier Sonderschulen und unsere Schule im Bundesasylzentrum wurden vor ganz neue, zusätzliche Herausforderungen gestellt. Wir dürfen mit berechtigtem Stolz sagen: Die Lernenden und Lehrenden haben die Herausforderung angenommen und gemeistert. Es war eindrücklich, wie es den tipiti Schulen gelang, niemals den direkten Draht zu den Lernenden und Ihren Eltern abreissen zu lassen.

Stets im wirksamen Kontakt bleiben

Dank digitalen Innovationen und grossem persönlichem Engagement war es möglich – während der Lockdown-Phase und auch in der darauffolgenden Zeit, welche von vielen sozialen Einschränkungen geprägt war – stets in einem wirksamen Kontakt mit den Lernenden zu bleiben. Wir sind bemüht, die nützlichen, aber auch die schmerzlichen Erfahrungen aus diesem Jahr zu analysieren und daraus konstruktive Schlüsse zur steten Verbesserung der Lernarbeit zu ziehen.

tipiti Schule im BAZ: von der Pionierphase zur festen Grösse

Die tipiti Schule im Bundeszentrum für Asylsuchende (BAZ) in Altstätten wurde im Frühling 2019 gegründet. Das Team der Lernbegleiter*innen bewältigte Schwankungen bei den Schülerzahlen von bis zu 80 Prozent (!) innerhalb einer Woche, passte die Lernmethoden der stetig wechselnden Kundschaft an, gestaltete Lernräume neu, erfand neue Lernfächer, bildete sich stets weiter – und strahlt eine ansteckende Zuversicht aus. Woche für Woche schaffen sie gemeinsam für die Lernenden einen «sicheren Ort des Lernens». Als ehemaliger operativer Schulleiter war es mir eine Freude, diese positive Energie begleiten zu dürfen. Und es ist mir eine grosse Freude, die Leitung seit Anfang Februar 2021 in den Händen von Eva Graf Poznicek zu wissen. Die tipiti Schule hat sich dank der tollen Leistung des Teams als feste Grösse im Bundesasylzentrum etabliert. Trotzdem wird sie weiter Flexibilität und Schaffenslust behalten.

Wil digital

von Stefan Herzer, tipiti Schule Wil

Das Corona-Jahr hat auch der Schule Wil einiges abgefordert. Vom ersten Lockdown überrascht, musste übers Wochenende der Unterricht ausser Haus sichergestellt werden. Die koordinierte Implementierung eines Konzepts sieht zwar anders aus, aber unser Homeschooling funktionierte leidlich über Whatsapp, Dropbox und Telefon. Krisen, so sagt die Binsenweisheit, sind immer auch Chancen. Tatsächlich hat, was zunächst bloss Sachzwang war, letztlich Innovation angestossen. Mittlerweile hat sich die Schule Wil über MS Teams eine Plattform erschlossen, worauf Unterricht notfalls auf Distanz möglich ist. Für die Schüler*innen, deren digitale Ausstattung nicht ausreicht, stehen Laptops zum Ausleihen bereit. Natürlich bleibt zu hoffen, ein neuerlicher Lockdown oder die nächste Pandemie komme nicht so bald auf uns zu. Folglich brauchen wir, wenn alles gut geht, das digitale Klassenzimmer gar nicht mehr. Was wir über die Möglichkeiten virtuellen Unterrichtens gelernt haben, kommt uns trotzdem zugute. Heute schalten sich Schüler*innen, die infolge Quarantäne zuhause bleiben müssen, in den laufenden Unterricht ein. Jugendliche, die grade schnuppern oder in akuten Krisen zuhause festsitzen, können per Computer erreicht und begleitet werden. Ghosting, einem jener bedenklicheren Phänomene aus dem ersten Lockdown, wird dadurch markant entgegengewirkt.