Ausbildungsfonds Bosnien auf eigenen Beinen

Nach dem Krieg in Bosnien halfen wir, viertausend Waisenkinder in der Verwandtschaft und in sozialpädagogischen Familien vor Ort zu platzieren. Später nach der Ausbildung fanden viele dieser Jugendlichen keinen Arbeitsplatz, weil ihnen familiäre Beziehungen fehlten. Tipiti unterstützte sie bei der Lösungssuche und dem Aufbau einer Selbsthilfegruppe und äufnete im 2003 einen Ausbildungsfonds.
Von Rolf Widmer
Im Jahr 1996, als im Bürgerkrieg von Bosnien-Herzegowina endlich das Friedensabkommen von Dayton zustande kam und die Folgen dieses jahrelangen Blutvergiessens für die überlebende Bevölkerung sicht- und erlebbar wurden, startete Tipiti mit Unterstützung der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) die Lebensbedingungen von 4000 Vollwaisen verbessern zu helfen. Die bosnischen Behörden hatten geplant, für sie Waisenhäuser zu bauen. Stattdessen konnte Tipiti zusammen mit lokalen Partnern dafür sorgen, dass die meisten der Kinder in ihrer erweiterten Familie ein neues Zuhause fanden. Um diese Familien und Kinder zu unterstützen, bildeten wir Sozialarbeiter/innen zu Kinderbeauftragten aus und richteten spezielle Begegnungsstätten für die Kinder ein. In denselben Gemeinden bauten wir zusätzlich sozialpädagogoische Lebensgemeinschaften nach dem Modell der Heilpägagogischen Grossfamilien in der Schweiz auf. So konnten wir etwa 200 elternlosen Kindern neue familiäre Perspektiven ermöglichen.
Problemzone Arbeit
Viele dieser jungen Menschen fanden nach der Berufsausbildung keinen Arbeitsplatz. Tipiti baute mit diesen Jugendlichen deshalb eine Selbsthilfeorganisation auf. 2003 äufneten wir einen Ausbildungsfonds, der Berufspraktika ermöglichte. Seit 2003 konnten wir jedes Jahr etwa 20 jungen Menschen die Möglichkeit geben, ihre Berufsschul-Ausbildung mit einem Praktikum zu erweitern. Dies erhöhte die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden. Aus unserem Ausbildungsfond bezahlten wie diesen Jugendlichen den Praktikumslohn. Die teilnehmenden Jugendlichen verpflichteten sich moralisch, später mitzuhelfen und diesen Fonds für die nachfolgenden Jugendlichen im Rahmen ihrer Möglichkeiten finanziell zu alimentieren. Inzwischen erhielten etwa 300 Jugendliche Unterstützung aus diesem Fonds.
Die Selbsthilfe-Organisation hilft sich selbst
Seit 2015 funktioniert die Selbsthilfeorganisation selbständig: Durch die finanzielle Beteiligung der Ehemaligen ist der Fonds jetzt in der Lage, ohne unsere externe Unterstützung jährlich 20 Jugendlichen einen Praktikumsplatz zu ermöglichen. Viele der jungen Menschen finden zudem einen Arbeitsplatz durch die Vermittlung des Netzwerkes, das so entstand.