Ukrainische Kinder in Pflege-Grossfamilien
Fotos oben: Das Begegnungszentrum Heiden ist auch ein Lernraum: der ukrainische Nachhilfelehrer Mykyta Kornieiev und Jugendliche im Deutsch-Nachhilfeunterricht. Pflegefamilien am Bahnhof, in ihrem Zuhause und an der Weihnachtsfeier 2023.
Die Zukunft liegt in der Schweiz.
Im Januar 2023 war klar, dass der Krieg in der Ukraine lange noch nicht vorbei ist. Für die sechs ukrainischen Pflegefamilien im Appenzellerland und die zwei Familien im Kanton Waadt wurde der geplante kurze Schutzaufenthalt in der Schweiz zu einem längerfristigen Aufenthalt jetzt mit dem klaren Fokus auf die Integration.
Von Christian Roth, Fachmitarbeiter im Bereich ukrainische Pflegefamilien
Alle Pflegeeltern entschieden, dass ihre unmittelbare Zukunft in der Schweiz liegen sollte. Diese Entscheidung hatte zahlreiche Konsequenzen, darunter die Gründung eines eigenständigen Bereichs für ukrainische Pflegefamilien durch den Verein tipiti. Der Raum, welcher anfangs lediglich zum Schutz dienen sollte, wird nun zur Zukunft und zum neuen Zuhause.
Jetzt geht’s um Integration.
Die Integration in die Schweiz ist zu einem zentralen Thema geworden. Es war eine Herausforderung, Wohnraum für alle Familien zu finden. Im Laufe der Zeit wurde für alle Pflegefamilien im Appenzellischen geeignete Wohnungen oder Häuser gefunden, für die Familien in Gilly VD blieb die Wohnungssuche schwierig. Der Umzug in eigene vier Wände brachte den Familien spürbare Entlastung und Entspannung. Die Familien konnten wieder an Normalität gewinnen und ankommen.
Im Frühling schloss tipiti die eigene Willkommensschule in Rehetobel. Alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen konnten in öffentlichen Schulen ihrer Wohngemeinden eigeschult werden. Die Bedeutung der deutschen Sprache für eine erfolgreiche Integration ist elementar, weshalb alle Eltern und Jugendlichen, welche die Schulpflicht hinter sich haben, Deutschkurse besuchen.
Im August organisierte der Bereich ukrainische Pflegefamilien von tipiti zusammen mit den Pflegefamilien im Haus ‘Ob dem Holz’ ein Abschiedsfest, um sich bei den vielen Freiwilligen im Dorf für ihre Unterstützung zu bedanken. Das Haus wurde geschlossen und die Familien können sich nun in ihren teils neuen Wohngemeinden auf ihre Integration konzentrieren. Die Veränderungen in Bezug auf Wohnort, Schule und folglich die Tagesgestaltung verdeutlichen, welch bedeutenden Einfluss Lebensräume auf die persönliche Entwicklung eines Menschen haben können.
Förderplan
Die Familienbegleitungen erstellen mit allen Kindern und Jugendlichen sowie deren Bezugsnetz eine individuelle Förderplanung. Bei dieser steht der Fokus auf den persönlichen Bedürfnissen und Zielen der Kinder und Jugendlichen. Die individuelle Förderplanung zielt darauf ab, eine bedürfnis- und ressourcenorientierte, zielgerichtete Förderung für jedes einzelne Kind und jede jugendliche Person sicherzustellen. Den Kindern und Jugendlichen wird somit den Raum gegeben, ihren eigenen Rahmen der unmittelbaren und auch längerfristigen Zukunft aktiv mitzuprägen, zu planen und zu gestalten.
Im September eröffnete tipiti das neue Begegnungszentrum in Heiden für Ukrainische Pflegefamilien. Es dient als Treffpunkt und schafft einen physischen Raum, der sowohl individuelle als auch kollektive Begegnungen und Gespräche ermöglicht. Darüber hinaus dient es als Lernumgebung für Menschen aller Altersgruppen.
«tipiti ist für mich wie eine zweite Familie»
Denis (16)
«tipiti ist immer da, wenn Hilfe benötigt wird»
Volodymyr (18)
«tipiti gibt den Kindern und Jugendlichen eine Chance für ein neues Leben. Wir wollen diese Chance als Eltern ebenfalls geben»
Hanna Basai, Pflegemutter
«tipiti ist für mich wie Familie»
Irina Rudkovska, Pflegemutter