Editorial
Ich wollte eigentlich über den Wandel bei tipiti schreiben. Nun verlangt aber die Zeit des Coronavirus einiges von uns allen ab und wir stehen mitten im Wandel durch diese aktuelle Situation. Durch die Anordnungen des Bundesrates zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie wurde unser gewohnter Lebensablauf und -stil von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Beträchtliche Einschränkungen in unserer Bewegungsfreiheit und unserer sonst so freiheitlichen Lebensweise, die Ungewissheit, wie sich die nächste Zeit entwickeln wird, all dies lässt bei vielen Menschen Besorgnis und Ängste aufkommen. Wir wissen heute nicht, wie sich die Pandemie kurz- und längerfristig auf unsere Wirtschaft und unser Zusammenleben auswirkt und unsere Gesellschaft verändert.
Auch jetzt: Beziehung aufrechterhalten
Diese Entwicklung hatte auch Auswirkungen für unsere Kinder und Jugendlichen. Das wichtigste ist uns, dass wir die Beziehung zu unseren Pflegekindern, Schülern oder jungen Flüchtlingen auch auf Distanz aufrechterhalten und unseren Auftrag in der Bildung, Begegnung und Begleitung auch unter den besonderen Zeiten der Coronakrise erfüllen. Ich möchte allen Mitarbeitenden bei tipiti für das zusätzliche Engagement und die Kreativität bei der Entwicklung von unterstützenden Massnahmen sehr herzlich danken.
Jede Krise birgt Chancen.
Wir konnten die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Kontakte als Lernportal, aber auch für die Kommunikation unter den Mitarbeitenden, in der Realität testen. Wir müssen nun auf dem Weg in die Normalität gut reflektieren, was wir an positiven Erfahrungen in den Alltag hinübernehmen. Wir hoffen natürlich, dass es eine nachhaltige positive Wirkung für das 21. Jahrhundert und für eine Welt gibt, in der vermehrt zentrale Werte wie Lebensqualität Platz haben – und wo jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft in Sicherheit, mit vertrauten stabilen Beziehungen und Rahmenbedingungen, die ihm einer persönliche und berufliche Entwicklung ermöglichen, aufwachsen kann.
Mehr als 5000 Flüchtlingskinder ohne Begleitung
Wir kümmern uns seit 2016 aktiv um unbegleitete jugendliche Geflüchtete. Tipiti ist alarmiert über die unhaltbare Situation für Kinderflüchtlinge in Griechenland. Mehr als 5000 Kinder und Jugendliche leben zurzeit ohne Begleitung einer erwachsenen Bezugsperson unter äusserst prekären Bedingungen in Flüchtlingslagern wie Moria auf der Ägäisinsel Lesbos in Griechenland (siehe NZZ) . Die Lager sind massiv überbelegt und die Lebensbedingungen sind verheerend, denn es besteht weder eine adäquate Unterbringung noch eine fachgerechte Betreuung für diese jungen Menschen. Tipiti wäre bereit, bei der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aktiv mitzuwirken. Wir hoffen, dass die Schweiz hier Verantwortung wahrnimmt.
Zu diesem Jahresbericht
Wir möchten einige Jugendliche, Mitarbeitende und Mitgestaltende mit persönlichen Statements zu Wort kommen lassen. Es sind alles Menschen, die durch ihr Sein und ihr langjähriges fachliches Engagement oder ihr Aufwachsen bei uns tipiti – zusammen mit den anderen über 150 Mitarbeitenden und mehr als 200 Kindern –prägen. Sie machen tipiti seit 44 Jahren zu dem, was uns auszeichnet: Einem Ort, wo Kinder und Jugendliche leben und lernen.
Danke herzlich!
Ein herzliches Dankeschön geht an alle Mitarbeitenden als Pflegeeltern, Fachberater·innen, Lehrpersonen, Ausbildner·innen, Mitarbeiter·innen in der Administration und den Mitgliedern im Vorstand für den engagierten Einsatz auf allen Ebenen. Ein weiterer Dank geht an unsere Partner in den Behörden und Schulpsychologischen - und Sozialdiensten so wie an die zuständigen Departemente im Kanton AR und SG. Ausserdem möchten wir allen finanziell unterstützenden Organen für das Vertrauen und die Unterstützung danken, denn ohne ihre Hilfe könnten wir einige unserer Ziele einer optimalen Betreuung und Förderung nicht erreichen.