Der neue Präsident
Am 4. Juni 2016 wurde Lukas Weibel Züst an der tipiti Generalversammlung in Trogen als Nachfolger von Matthias Unseld zum neuen Präsidenten in den Vorstand des Vereins tipiti gewählt. Ein Interview mit ihm im April 2017.
Was fiel dir in den ersten zweihundert Tagen als neuer Präsident bei tipiti auf?
Über meine Wahl und das wunderbare 40-Jahr-Jubiläum in Trogen freute ich mich sehr. Anschliessend folgten ein regelmässiger Austausch mit Rolf Widmer als Geschäftsleiter, die Vorbereitung und Leitung der ersten Vorstandssitzungen mit einem engagierten Vorstand, das persönliche Kennenlernen von tipiti und die Präsenz als Präsident nach «Innen und Aussen». Wichtig als Präsident ist mir auch dass wir vom Vorstand einen regelmässigen, persönlichen Kontakt und Beziehungen zu allen Bereichen von tipiti pflegen.
Es waren für mich bewegte Tage mit positiver Aufbauarbeit, wie beispielsweise die Neueröffnung der Zweigstelle unseres tipiti Kompetenz-Zentrums für Platzierungsfragen in Buchs. Es gab aber auch Abbauarbeit, wie die emotional schwierige Auflösung unseres bisherigen Bereiches der Jugend Wohngruppen (JWG). Zusammenfassend fällt mir die starke Präsenz, ein grosses Engagement von Geschäftsleitung, Verwaltung und Mitarbeitenden auf. Auch die gesunden Finanzen, die klaren Organisationsstrukturen und unsere neu gestaltete Website www.tipiti.ch fielen mir sehr positiv auf.
Wie erlebst du die Institution tipiti «von innen»?
Ich erlebe tipiti als innovatives soziales Unternehmen, das mit einem geringen Verwaltungsaufwand für Kinder und Jugendliche wertvolle soziale Dienstleistungen von hoher Qualität erbringt. Noch bin ich daran, alle Bereiche inklusive Bereichsleitungen und die Mitarbeitenden auch «von innen» kennenzulernen. Dafür möchte ich mir Zeit nehmen.
Was ist dir in deiner Arbeit als Präsident des Vereins besonders wichtig?
Erstens möchte ich dazu beitragen, dass der Betrieb wie bisher hervorragend weiterläuft, ich will die Arbeit und Leistungen aller Mitarbeitenden, der Geschäftsleitung und des Vereinsvorstandes wertschätzen. Zweitens will ich das Unternehmen tipiti strategisch auf der Grundlage der titpiti Selbstverpflichtung gemeinsam mit der Geschäftsleitung, Mitarbeitenden und Vereinsvorstand auch kritisch begleiten und weiterentwickeln. Dazu gehören für mich Innovationen unter Einbezug der tipiti Geschichte, sowohl im unternehmerischen, betrieblichen als auch im personellen Bereich.
Welches sind die Chancen und wo liegt «das grosse Plus» von tipiti?
Unsere Chancen als Unternehmen sind unser Konwhow und die Beweglichkeit, auf aktuelle Veränderungen reagieren zu können. Ein grosses Plus ist sicher auch der geringe Verwaltungsaufwand. Als Zielgruppe unserer Dienstleistungen stehen die Kinder und Jugendlichen im Zentrum unseres Handelns. Dabei sind für mich persönlich die folgenden zwei Kernbotschaften unserer tipiti Selbstverpflichtung von besonderer Bedeutung: «Eine verlässliche Beziehung zu Kindern und Jugendlichen steht im Zentrum unseres Handelns» sowie «Eine laufende Anpassung und Weiterentwicklung: So wollen wir auch in Zukunft unsere Aufgaben erfüllen».
Gemeinsam sind wir stark. Dies gelingt, wenn alle in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen und definierten Funktionen aktiv führen, mittragen sowie mitgestalten. Ich freue mich über eine wohlwollende, motivierende, kritische, konstruktive und gelingende Zusammenarbeit zum Wohle unserer Kinder- und Jugendlichen sowie uns selbst.
Welche Entwicklungen und Möglichkeiten siehst du für die nächste Zeit – und welche Herausforderungen?
Aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Situation und des Zeitgeistes geht aus meiner Sicht bei den sozialen, staatlichen und privaten Dienstleistungen der Trend ganz klar in Richtung «verwalten statt gestalten». Für mich muss das Ziel der Entwicklungen von tipiti weiterhin ganz klar «gestalten statt verwalten» sein. Dazu gehören für mich auch ein effizientes Finanzmanagement und eine gesunde Organisationsentwicklung im Sinne eines organischen Wachstums.
Eine strategische und persönliche Herausforderung wird sicher auch das achtsame Thematisieren des Generationenwechsels der Geschäftsleitung werden. Rolf Widmer hat als Gründer und langjähriger operativer Geschäftsleiter an der GV 2016 erklärt, dass er tipiti noch zehn Jahre weiterführen wolle. Für mich sollte deshalb bis 2021 geklärt sein, wie es mit tipiti als Unternehmen nach der «Ära Rolf Widmer» weitergehen wird.
Ich bin motiviert, tipiti als sehr gut aufgestellte Non-Profit-Organisation bzw. als soziales Unternehmen in meiner Rolle als Präsident, gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern, Rolf Widmer als operativem Geschäftsleiter und Gründer, den Geschäftsleitungsmitgliedern sowie allen Mitarbeitenden strategisch sowie institutionell weiterzuentwickeln und gesund in die Zukunft zu führen.
Lukas Weibel Züst ist 58jährig, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er lebt mit seiner Familie in Speicher, teilt Erwerbs- und Familienarbeit mit Susan Züst. Als Sozialarbeiter leitet er seit 1991 den Sozialdienst am Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg. Von 1998 bis 2004 war er Schulpräsident der Volksschule Speicher.